EXPERTISE - BEHANDLUNGSSCHWERPUNKT
VIDEOREIHE – SCHMERZFREI LAUFEN MIT DR. MATTHIAS MARQUARDT
Arthrose im Knie – So wirst du wieder fit.
VIDEOREIHE – LAUFSCHUH AUF REZEPT
Gonarthrose, Osteoarthritis of the knee, Arthrosis deformans/ Osteoarthrose des Kniegelenkes, degenerative Arthropathie
Arthritis des Kniegelenkes (Entzündung)
Patellofemorales Schmerzsyndrom, Iliotibiales-Band-Syndrom, Pes anserinus Schmerzen, Patellasehnen-Tendinopathie, Meniskusschaden, Kreuzbandruptur
Das menschliche Kniegelenk (Genu) wird von Schienbein (Tibia), Oberschenkel (Femur) und Kniescheibe (Patella) gebildet und verbindet somit Oberschenkel und Unterschenkel. Es ist komplexer, als man anfangs vielleicht denkt: Beim ersten Hinsehen könnte man meinen, es sei ein einfaches Scharniergelenk, wie das einer Tür. Korrekt ist allerdings die Bezeichnung Dreh-Scharniergelenk. Die Bewegung ist eine Mischung aus Roll- und Gleitbewegung, dessen Kombination eine Beugung (Flexion) und eine Streckung (Extension) erreichen. Eine Rotation ist hauptsächlich bei gebeugtem Knie möglich, da eine hohe Kapselspannung und Bandspannung (Kreuzbänder und Außenbänder) eine solche Bewegung in voller Streckung verhindern. Der Gelenkknorpel sorgt zusammen mit Menisken (Innen- und Außenmeniskus) sowie der Gelenkflüssigkeit (Synovia) für eine gute Funktionsfähigkeit und Biomechanik des Gelenkes.
Das Kniegelenk kann aus klinischen Gesichtspunkten in drei Kompartimente eingeteilt werden: Inneres (mediales ) Kompartiment, äußeres (laterales) Kompartiment sowie Kniescheibenknorpelgleitlager (patellofemorales Kompartiment). Die Stellung der Knochen zueinander kann unter Umständen dafür sorgen, dass eins der Kompartimente besonders mechanisch belastet ist und somit auch schneller degenerative Schäden aufweist.
KNIE MIT GELENKVERSCHLEISS
Das Kniegelenk ist ein Dreh-Scharniergelenk.
Wenn Sie Beschwerden haben, helfen wir Ihnen gerne weiter.
Die Gonarthrose ist eines der häufigsten orthopädischen Krankheitsbilder überhaupt und betrifft vor allem betagtere Patienten. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Wie man an oben skizzierten Häufigkeiten sehen kann, zeigen sehr viele Menschen ab einem gewissen Alter Zeichen einer Arthrose im Röntgenbild. Beschwerden haben allerdings deutlich weniger Patienten. (1)
An der Beantwortung dieser Fragen scheiden sich die Geister. Wichtig erscheint besonders die genaue Differenzierung von Beschwerden, um keine Nebenerkrankungen (z.B. ITBS oder Patellasehnentendinopathie) zu übersehen. Knieschmerzen sind nicht gleich Knieschmerzen. Und Arthrosezeichen im Röntgenbild heißt noch lange nicht, dass die Arthrose auch Schuld an den Schmerzen ist.
Wenn die Beschwerden nach Ausschluss anderer Ursachen tatsächlich auf die Arthrose zurückzuführen sind, sollte man die Arthrose leitliniengerecht behandeln (Leitlinien sind wissenschaftlich basierte Handlungsempfehlungen für Ärzte).
Besondere Patientengruppen können übrigens deutlich höhere Häufigkeiten erreichen. So gibt es Studien, die zeigen, dass 60–80 % der Profi-Fußballer im Ruhestand an Arthrose leiden. Knieverletzungen wie Kreuzbandrisse oder Meniskusschäden sind in fast der Hälfte der Fälle Schuld am vorzeitigen Karriereende eines Profi-Fußballers. (2) Das zeigt, wie sehr das Auftreten der Arthrose auch von individuellen Risikoprofilen und Belastungen abhängt.
Übergewicht und schlechte muskuläre Stabilität nehmen leider in der heutigen Gesellschaft und in Zeiten der erweiterten E-Mobilität (E-Bike, E-Roller, Segway, Hoverboard, Selfbalance-Scooter) eine zunehmende Bedeutung ein. Da einem selbst das Gehen zur Bahn oder zum Auto heutzutage mit smarten Devices schon abgenommen wird, fehlt es vielen Menschen an Aktivität und somit auch an kleinen alltäglich Trainingsreizen für die Beinmuskulatur. Der menschliche Körper ist da leider relativ pragmatisch: Was nicht gebraucht wird, wird abgebaut. Das gilt besonders für die Muskulatur. Wer schon einmal für einige Wochen einen Gips getragen hat, weiß, wie schnell das gehen kann.
Praktiziert man diese Inaktivität nun über Jahrzehnte hinweg, so kann man sich vorstellen, wie viel Muskulatur noch zum Stabilisieren des Knies übrig bleibt. Jede Kraft, die nun auf das Gelenk einwirkt - und früher von der umgebenden Muskulatur „abgefedert“ wurde - wirkt nun ungefiltert auf die knorpeligen Gelenkflächen ein. Obwohl die einwirkende Kraft vielleicht dieselbe bleibt, steigt die mechanische Belastung der Gelenkflächen.
Das Wort „Belastung“ ist im medizinischen Kontext negativ behaftet und klingt erst einmal schlecht und vermeidenswert. Das lässt sich pauschal sicher nicht so bestätigen: Die Belastung des Kniegelenkes eines Hobbyläufers, der 3 mal die Woche 10-15 km joggt ist nicht mit der eines Profi-Handballers oder Profi-Fußballers zu vergleichen, der 10 mal wöchentlich trainiert und zusätzlich wöchentliche Wettkämpfe mit Spitzenbelastungen absolviert. Hier sollte differenziert werden , und individuelle Empfehlungen für den Patienten ausgearbeitet werden.
Geren beraten wir Sie in unserer Praxis.
Entgegen der weit verbreiteten Annahme konnte bei Langdistanzläufern kein erhöhtes Risiko gegenüber Nicht-Läufern, frühzeitig an einer Arthrose zu erkranken, gezeigt werden. Auch bei Patienten, die bereits unter Arthrose litten, hat regelmäßiges Laufen weder Beschwerden, noch Funktion des Kniegelenkes, noch Röntgenbefunde verschlechtert. Im Gegenteil, moderates Laufen hat sogar zu einer Verbesserung der Schmerzen geführt. (4, 5)
Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählt sicherlich die Achsfehlstellung. Eine O-Bein-Fehlstellung (Genu varum) führt zu einer übermäßgen Belastung des medialen Kompartiments. Die X-Bein-Fehlstellung (Genu valgum) wiederum belastet stärker das laterale Kompartiment. Das kann dann zu frühzeitiger Arthrose eines Kompartiments (sogenannte unilaterale, also einseitige Varus- oder Valgusgonarthrose) führen.
Verletzungen verschiedener Strukturen des Kniegelenkes erhöhen ebenfalls das Risiko, im Laufe des Lebens an einer Gonarthrose zu erkranken: Meniskusschäden mit nachfolgender arthroskopischer Entfernung des Meniskus oder aber Kreuzbandrisse mit folgenden Operationen oder chronischer Knieinstabilität erhöhen das Risiko deutlich.
Neben den mechanischen Risikofaktoren gibt es auch eine Reihe anderer Krankheiten, die zu einer Arthrose des Kniegelenkes führen können.
Bei der Bluterkrankheit (Hämophilie) kann es zu immer wieder auftretenden (rezidivierenden) mehr oder weniger starken Einblutungen in die Gelenke kommen. Dies führt zu einer sukzessiven Zerstörung der Knorpelschicht.
Auch Erkrankungen wie die sogenannte Osteochondrosis dissecans können zum vorzeitigen Auftreten der Arthrose führen. Osteochondrosis dissecans ist eine Erkrankung, die im jugendlichen bis jungen Erwachsenenalter auftritt und bei welcher es zu einer Ablösung von Knorpelschichten kommt. Häufig verheilt die Krankheit folgenlos. In anderen Fällen kommt es nicht zu einer Ausheilung und es entsteht eine frühzeitige Gonarthrose.
Zuletzt sollte noch die rheumatoide Arthritis als wichtiger Risikofaktor für die Entstehung einer Arthrose erwähnt werden. (3)
Viele Patienten beschreiben in den Anfangsstadien Anlaufschmerzen, welche sich nach andauernder Bewegung zunächst bessern. Im Verlauf berichten die Patienten von belastungsabhängigen Schmerzen, die später auch in Ruhe bestehen können. Typisch im Vergleich zu entzündlichen Schmerzen, welche häufig in den frühen Morgenstunden am stärksten sind, ist ein Schmerzhöhepunkt am Abend.
Hierbei muss auch zwischen verschiedenen Krankheitsphasen unterschieden werden. Bei fortgeschrittener Arthrose kommt es häufig zu Phasen stark schmerzhafter Entzündungen des gesamten Gelenkes, der sogenannten aktivierten Arthrose: Das Gelenk ist rot, geschwollen und überwärmt. Es bestehen starke belastungsabhängige Schmerzen sowie Schmerzen in Ruhe, die einige Tage bis Wochen andauern können.
Zusätzlich kann es später zur Verdickung des Gelenkes sowie zu Achsfehlstellungen bis hin zur völligen Zerstörung und zunehmenden Versteifung des Gelenkes kommen. (3)
Arthrotische Erkrankungen kann man ihrer Ursache nach grundsätzlich in primäre und sekundäre Arthrosen einteilen. Die primäre Arthrose ist die häufigste Arthroseform. Ohne speziellen Auslöser kommt es zur Entstehung der Arthrose. Hier gibt es eine erbliche Komponente, das heißt das erhöhte Risiko, frühzeitig an einer Arthrose zu erkranken, kann vererbt werden.
Eine sekundäre Form ist stets die Folge einer Vorerkrankung oder Verletzung:
„Posttraumatisch“ werden beispielsweise Arthroseformen genannt, dessen Auftreten klar auf eine stattgehabte Verletzung (Trauma) zurückzuführen ist: Gonarthrose nach Kreuzbandriss, Meniskusschäden oder Knochenbrüchen. Die sogenannte postrheumatische Arthrose ist bedingt durch die rezidivierenden Entzündungen von Gelenken bei einer rheumatischen Erkrankung: Bestimmte Botenstoffe und Enzyme führen auf Dauer zu degenerativen Schäden und zur Zerstörung des Gelenkknorpels. Weitere sekundäre Formen kommen nach Erkrankungen wie Osteochondrosis dissecans, Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder anderen Erkrankungen vor.
Der Schweregrad der Arthrose wird hauptsächlich radiologisch, also anhand eines Röntgenbildes, klassifiziert. Das Ausmaß der Beschwerden wird dabei meist nicht berücksichtigt. In Anbetracht der Tatsache, dass früher oder später jeder Mensch radiologische Zeichen für Arthrose in verschiedenen Gelenken zeigt, ist das problematisch: Häufig kommen Patienten mit Knieschmerzen in den Genuss, relativ frühzeitig ein Röntgenbild in der Hand zu halten. Dies liefert dann vermeintlich schnell die Ursache für die Schmerzen: Klar, da ist Arthrose. Funktionelle Krankheitsbilder wie das ITBS oder aber eine Patellasehnentendinopathie (siehe Artikel) können dann schnell übersehen werden und eine gezielte Behandlung bleibt aus.
Die verbreitetste Klassifizierung der Arthrose ist die nach Kellgren und Lawrence:
SCHWEREGRAD |
AUFFÄLLIGKEIT IM MRT |
Grad 0 |
normaler Gelenkspalt |
Grad 1 |
Gelenkspaltverschmälerung |
Grad 2 |
Osteophyten sichtbar |
Grad 3 |
viele Osteophyten, subchondrale Sklerosierung, Fehlstellung |
Grad 4 |
definitive Fehlstellung, max. Osteophyten, Gelenkspaltaufhebung |
Die Gelenkspaltverschmälerung ist das Bild, welches sich im Röntgenbild bei schwindender Knorpelschicht zeigt: Der Gelenkspalt wird mit zunehmender Arthrose immer schmaler bis er bei Grad IV vollständig aufgehoben ist. Osteophyten sind Knochenanbauten um die eigentliche Gelenkfläche herum. Der Körper versucht mit der Zeit, die mechanische Belastung (Kraft pro Fläche) zu verringern, indem er die belastete Fläche durch zusätzlichen Knochen vergrößert.
Auch die subchondrale Sklerosierung ist eine Reaktion des Körpers, um der übermäßigen Belastung standzuhalten. Der Knochen wird stabilisiert und umgebaut. Es entsteht eine sogenannte Sklerose (extrem harte Knochensubstanz) unterhalb der Knorpelschicht (subchondral).
Mit Fehlstellung sind Achsabweichungen meist in X oder O-Bein-Richtung gemeint. Diese können sowohl Folge, als auch Ursache für eine frühzeitige Arthrose sein. Je weiter fortgeschritten, desto stärker die Fehlstellung. Im Zeitalter der künstlichen Gelenke kommt es häufig nicht mehr zu extremen Ausprägungen solcher Fehlstellungen. Früher konnte man oft groteske Gelenkdeformierungen beobachten.
Eine Arthrose besteht definitionsgemäß ab Grad II nach Kellgren und Lawrence. Klinische Gesichtspunkte (Beschwerden) werden in dieser Klassifikation nicht berücksichtigt. (1,3)
Die Diagnose der Gonarthrose sollte sowohl klinisch als auch radiologisch gestellt werden. Das heißt übersetzt: Wir brauchen die passende Symptomatik und klinische Untersuchung, eine zum Krankheitsbild passende Anamnese und außerdem ein Röntgenbild, das mindestens Grad II nach Kellgren & Lawrence zeigt.
Spezielle Untersuchungen wie eine MRT oder CT-Untersuchung werden nur bei spezielleren Fragestellungen (Ursache für die Arthrose) oder zur Therapieplanung benötigt und sind zur Diagnose der Gonarthrose vorerst nicht zwingend notwendig. Besondere Aufnahmen, wie zum Beispiel Ganzbein-Röntgenaufnahmen, können zur Beurteilung von Achsfehlstellungen nötig sein. Auch dies gilt dann meist der Therapieplanung.
Wir wissen, das zu verhindern. Vereinbaren Sie einen Termin.
Leitliniengerecht sollte die konservative (nicht operative) Therapie mindestens 3–6 Monate durchgeführt werden. Erst nach Ausbleiben einer ausreichenden Verbesserung sollte die operative Strategie diskutiert werden.
Physiotherapeutische begleitete Übungen stehen im Zentrum der konservativen Therapie und sollen unter anderem Muskelungleichgewichte ausgleichen und damit zur verbesserten Kniestabilität und -funktion führen. Sie sollten Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitstraining enthalten.
Anschließend sollten erarbeitete Programme eigenständig zu Hause oder im Rahmen von Funktionstraining fortgesetzt werden. Das Training im Wasser kann bei starken Beschwerden oder aber enormer Gewichtsbelastung bei starkem Übergewicht eine schonende und effektive Alternative zum Training an Land sein. Durch das Aufheben der Schwerkraft steht die Bewegung und das dosierte Training gegen den Wasserwiderstand im Vordergrund. Das meist warme Wasser in den Therapiebecken sorgt für eine zusätzlich verbesserte Beweglichkeit.
Besonders in Phasen der aktivierten Arthrose benötigen die Patienten Schmerzmittel. Bei leichten Beschwerden können lokale NSAR-haltige (nicht cortisonhaltige Rheumamittel) Salben aufgetragen werden. Reicht das nicht aus, können sie in Tablettenform eingenommen werden (Ibuprofen, Diclofenac). Bei langfristiger Einnahme, die grundsätzlich nur ärztlich verordnet erfolgen sollte, ist ein zusätzlicher Magenschutz (Z.B. Pantozol) empfehlenswert. Außerdem sollte besonders bei älteren Patienten die Nierenfunktion im Auge behalten werden. Daher gilt: Arzt aufsuchen statt selbst behandeln!
Ebenfalls in Salbenform stehen übrigens Capsaicin (Chili)-haltige Salben zur Verfügung. Diese werden zur Schmerztherapie allerdings eher im Bereich der Hände und Finger eingesetzt und werden bei größeren Gelenken wie Knie oder Hüfte bei fehlender Wirksamkeitsbelege nicht empfohlen. (6)
Neben der medikamentösen Schmerzbehandlung können auch Injektionen in das Kniegelenk die Beschwerden für eine gewisse Zeit lindern. Laut Leitlinie können sowohl Hyaluronsäureinjektionen als auch niedrigdosierte Cortisoninjektionen unterstützend eingesetzt werden, wenn die NSAR-Gabe nicht ausreicht. Sie sollten allerdings niemals alleinige Therapie der Gonarthrose sein. Vorsicht: Zu hohe Dosierungen können den Knorpel schädigen und damit das Fortschreiten der Arthrose begünstigen.
Auch Akupunktur kann zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Es ist sogar eins der wenigen Krankheitsbilder, bei denen die gesetzlichen Krankenkassen aufgrund der positiven Datenlage die Kosten teilweise übernehmen.
Weitere Verfahren, die zur Schmerzlinderung der Gonarthrose laut Leitlinie eingesetzt werden können: TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation), Bewegungstherapie, Stoßwellentherapie, Traktionsbehandlung, Schlammpackungen ,ACP/PRP-Injektionen, Lasertherapie etc.
Zur Bewältigung des Alltages kann es häufig erforderlich sein, auch Ergotherapie in Anspruch zu nehmen.
Auf einige weitere konservative Therapieoptionen soll eingegangen werden:
ACP/PRP-Injektionen sind aus den Ausführungen zur Sehnentherapie bereits bekannt. Sie werden allerdings nicht nur dort eingesetzt: Studien zeigen sogar die Überlegenheit der symptomatischen Therapie mittels PRP-Injektionen gegenüber Placebo, Hyaluron- oder Cortikoid-Injektionen im Hinblick auf Schmerz, Gelenkfunktion oder -steifigkeit zwölf Wochen nach Injektion. (1)
Arthroseschmerzen werden, wie bereits beschrieben, häufig von periartikulären Strukturen, also Sehnennansätzen, Bändern, Schleimbeuteln und Muskeln ausgelöst. Bandagen und Kinesiotapes können in Akutphasen zur Stabilisierung der Gelenke und Entlastung gereizter Strukturen beitragen. Häufig sind Tapes individueller und natürlicher als verfügbare Bandagen, hängen allerdings auch stark von der Expertise der klebenden Therapeuten ab.
Schuhzurichtungen und Einlagen können Beinlängendifferenzen oder -fehlstellungen ausgleichen, korrigieren oder aber ihnen entgegenwirken. Beispiel: Bei einer Varusgonarthrose (Arthrose mit Betonung des medialen oder inneren Gelenkspaltes bei O-Bein-Fehlstellung) beispielsweise werden Außenranderhöhungen an den Schuhsohlen der Patienten angebracht. Das Ziel ist es, die Hauptbelastungszone und damit oft den Ort der größten Schmerzen, in diesem Falle im Bereich des medialen Gelenkspaltes, zu entlasten. Was außen am Schuh möglich ist, kann selbstverständlich auch in Form einer Einlage erfolgen. Eine Erhöhung des Fußaußenrandes im übertragenen Sinne nennt man hier Pronationskeil.
Durch die Low Level Laser Therapie (LLLT) können nachgewiesenermaßen Schmerzen reduziert werden. In der deutschen Leitlinie zur Kniearthrose wird sie als mögliche Therapieform zur Schmerzbekämpfung aufgeführt und empfohlen. (1)
Die Magnetfeld-Therapie hingegen wird aufgrund der unklaren Studienlage unterschiedlich bewertet, obwohl einige Studien Hinweise für eine signifikante Schmerzreduktion und andere für eine Funktionsverbesserung zeigten. (1)
Meist unterschätzt oder aber aufgrund fehlender Kenntnisse und Expertise auf Seiten der Ärzte verschwiegen, ist der erhebliche Einfluss der Ernährung bzw. der Mikronährstoffversorgung auf die Gelenkgesundheit und vor allem die Entzündungstätigkeit.:
Eine Optimierung des Omega 3/Omega 6 Verhältnisses (mehr Omega 3, weniger Omega 6) wirkt antientzündlich und kann Phasen akuter Entzündungen verhindern oder aber in der Schwere vermindern. (7) Höchstungesättigte Omega-3-Fettsäuren aus der Grünlippmuschel, beispielsweise im Wirkkomplex Lyprinol, können die antientzündliche, schmerzlindernde Wirkung noch steigern.
Kurkumin ist ein Wirkstoff, der im Gewürz Kurkuma (u.a. in Curry enthalten) vorkommt. Aufgrund seiner antientzündlichen Wirkungen wird er besonders im asiatischen Raum erfolgreich in der Arthrose-Therapie eingesetzt. In einigen Studien zeigen sich vergleichbare Effekte bezüglich der Schmerzreduktion wie die der nicht kortisonhaltigen Rheumamittel (NSAR, z.B. Ibuprofen) (7) Ebenfalls antiinflammatorisch wirken Stoffe wie Kakao und Ingwer.
Vitamin D3 - das ist den meisten bekannt - ist essentiell für den Knochenstoffwechsel. Ein Mangel führt zu erheblichen Störungen des Knochenstoffwechsels und kann zu Knochenerkrankungen führen. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D kann außerdem das Fortschreiten einer bereits vorhandenen Arthrose verlangsamen (7)
Auch Vitamin K2 (MK-4 und MK-7) ist wichtig für den Knochenstoffwechsel. Es ist an der Bildung der Knochenmatrix beteiligt und verringert die Kalziumausscheidung, weshalb die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung ebenfalls sinnvoll ist (7)
Das Spurenelement Bor trägt zu einer Aufrechterhaltung des Kalzium- und Magnesiumgleichgewichtes bei und wird daher unterstützend zur Therapie der Arthrose und der Osteoporose eingesetzt. Eine positive Unterstützung ist aufgrund der Funktion naheliegend, konnte allerdings mangels Studien nicht belegt werden. Nebenwirkungen einer supportiven Bor-Einnahme oder aber damit einhergehende Bedenken gibt es jedenfalls keine. (7)
Gängige Praxis war es häufig bei gesicherter Gonarthrose vor Gelenkersatz noch einmal eine Arthroskopie durchzuführen. Dieser Eingriff wurde auch "Gelenktoilette" genannt und diente zur Knorpelglättung und Säuberung sowie zur Abtragung von osteophytären Anbauten. Heutzutage ist diese Art von Eingriff obsolet und sollte nicht mehr durchgeführt werden.
In mehreren Studien konnte man herausfinden, dass Patienten auf lange Sicht keinen signifikanten Benefit von dieser Operation hatten.
Lediglich die Entfernung freier Gelenkkörper oder eines symptomatischen Meniskusschadens rechtfertigt diesen Eingriff bei bereits gesicherter Arthrose.
Eine Umstellungsosteotomie dient der Begradigung der Beinachse und kann bei jungen Patienten sowohl präventiv als auch therapeutisch durchgeführt werden. Starke Achsabweichungen führen im Laufe des Lebens mit ziemlicher Sicherheit zu einer medialen oder lateralen (unikompart.) Kniegelenksarthrose. Daher kann es sinnvoll sein, starke Fehlstellungen vor Manifestation einer Arthrose bereits nach Abschluss des Wachstums operativ zu korrigieren. Besteht bereits eine einseitige Arthrose durch eine starke O-Bein- oder X-Bein-Fehlstellung, so kann man bei jüngeren Patienten häufig durch eine solche Operation die Beschwerden deutlich verbessern, indem man das vormals belastete innere oder äußere Kompartiment des Kniegelenkes durch eine operativ veränderte Anatomie stark entlastet. Dadurch kann die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes noch einige Jahre verzögert oder sogar verhindert werden.
Wenn das nicht mehr möglich ist, werden die Gelenkflächen operativ durch künstliche ersetzt (Endoprothese). Hier unterscheidet man partielle Prothesen (Schlittenprothesen) von Totalendoprothesen (TEP). Schlittenprothesen werden eingesetzt, wenn nur ein Kompartiment betroffen ist. Bei der TEP wird die gesamte Gelenkfläche ersetzt. Bei fehlender Stabilität durch Seitenbänder werden sogenannte achsgeführt Prothesen eingebaut. Diese sind deutlich langstieliger und können fehlende Stabilität kompensieren.
Die Haltbarkeit von Endoprothesen ist stark von individuellen Faktoren wie Körpergewicht, muskulärer- und Bandstabilität, Aktivität, Belastung und Knochenbeschaffenheit abhängig. Bei Revisionsraten (erneute Operation) von etwa 5 % nach 10 Jahren sollte die Indikationsstellung zurückhaltend erfolgen, da Gründe wie Infektionen oder Prothesenlockerung den Ausbau der gesamten Prothese erfordern und jeder erneute Einbau mit dem Verlust von Knochensubstanz einhergeht. Mit anderen Worten: Eine solche Operation kann man nicht beliebig oft wiederholen, denn je mehr Knochen verloren gegangen ist, desto mächtiger werden die Implantate. Ein bis zwei Wechsel der Endoprothese sind bei frühzeitigem Einbau und einer Lebenserwartung von deutlich über 80 Jahren durchaus realistisch und keine Seltenheit.
Neben der klassischen Art und Weise, eine TEP einzubauen, existieren heutzutage computernavigierte Implantationssysteme, die vorgeben, besonders knochensparend zu operieren. Außerdem gibt es mittlerweile patientenspezifische nach CT (Computertomographie) angefertigte, sozusagen maßgeschneiderte Prothesen. Der Einsatz solcher Verfahren ist momentan noch auf große Unikliniken beschränkt und hat teilweise noch experimentellen Charakter, das heißt, dessen Vorzüge gegenüber klassischen OP-Techniken lassen zwar hoffen, sind noch nicht hinreichend belegt. (1)
Mehr Informationen zur ACP-Therapie finden Sie hier. Wenn Sie weitere Fragen habe, beraten wir Sie gerne in unserer Video-Sprechstunde oder in unserer Praxis.
Die Arthrose lässt sich in frühen Stadien mit dem richtigen Training, Hyaluronsäureinjektionen, Mikronährstoffen, Physiotherapie und weiteren Maßnahmen gut behandeln. Der Beschwerdebild verläuft in Wellen. Phasen mit stärken Beschwerden gehen oft wieder in beschwerdefreie oder beschwerdearme Phasen über. Viele unserer Patienten können mit ihrer Kniegelenksarthrose gut leben und trainieren!
Der Prävention kommt wie bei vielen Erkrankungn eine besondere Bedeutung zu: Gewichtsmanagement, Stabilisationstraining oder aber Achskorrekturen können das Auftreten der Arthrose deutlich in die Zukunft verschieben. Möglicherweise profitiert auch ein jüngerer Sportler mit leichter Arthrose von einer frühzeitigen Achskorrektur (Umstellungsosteotomie). Eine professionelle Beratung ist hier entscheidend.
Sollten nach Jahren die Beschwerde überhand nehmen, lässt sich die Gonarthrose durch den modernen Gelenkersatz sehr effektiv behandeln. Es zeigen sich hierdurch deutliche Verbesserung von Schmerz und Funktion. Leider sind etwa 10–20% der Patienten mit dem Behandlungsergebnis nach Knie-TEP nicht oder nicht vollständig zufrieden. (1)
Konservativ vor operativ! Eine kräftige Muskulatur mit guter Tiefenwahrnehmung und ohne ausgeprägte muskuläre Ungleichgewichte macht deutlich weniger und später Probleme. Schmerzen machen oft die Strukturen, die das Gelenk umgeben: Bänder, Sehnen und Muskeln. Wie in den meisten anderen Artikeln zu lesen, gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten, die vor einer Operation ausgereizt werden sollten. An erster Stelle sollte die Kräftigung der Muskulatur stehen.
Ein BMI über 40 ist eine relative Kontraindikation zur Implantation einer Knie-TEP.
Übersetzt heißt das, dass das hohe Gewicht gegen den Einbau der Prothese spricht. Nur in ausgewählten Ausnahmen und nach strengem Abwägen des individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnisses lässt sich der Einbau einer Prothese rechtfertigen. (1)
Ab einem BMI von über 30 steigt das Risiko für Sportler signifikant, an Arthrose zu erkranken. Pro 5 kg/m2 BMI-Erhöhung erhöht sich das Risiko um 35 %. Beispiel: Ein Kugelstoßer hat einen BMI von 35. Nach einer langen Verletzungsspause nimmt er stark an Gewicht zu. Sein BMI erhöht sich auf 40, er steigt wieder ins Training ein. Sein Risiko, an Arthrose zu erkranken, ist nun im Vergleich zu vorher um ganze 35 % gestiegen! (1)
Achsfehlstellungen wie O-Bein oder X-Bein können sowohl Auslöser für die Entstehung einer Gonarthrose als auch Folge einer solchen sein. Zur Vorbeugung der Entstehung einer Kniegelenksarthrose, ist die Korrektur der Beinachsen eine effektive Methode. Bei noch wachsenden Kindern (offene Wachstumsfugen) besteht die Möglichkeit mit sehr kleinen und wenig belastenden Operationen (Temporäre Hemiepiphyseodese = Zeitweise Hemmung der Wachstumsfuge auf einer Seite, medial oder lateral) das Wachstum in die „richtige Richtung zu lenken“. So gelingt es, dass die Fehlstellungen ohne zusätzliche Maßnahmen „herauswachsen“. Nach Abschluss des Wachstums sind die Eingriffe erheblich invasiver: Mittels sogenannter Umstellungsosteotomien am Oberschenkel oder am Unterschenkel wird die Beinachse begradigt.
ÜBUNG 1
Flossing
Wickeln Sie Ihr Knie beginnend von der oberen Wade her und fangen immer herzfern an. Sie geben den Zug einseitig auf die schmerzende Seite des Kniegelenks, halten den Zug und lassen den Zug locker um das Knie weiter auslaufen. Decken Sie die komplette Haut ab. Die letzte Umwicklung führen Sie locker durch und stecken das Band fest unter die letzte Lage. Gehen Sie zuerst ein paar Schritte, um auszuschließen, dass Sie kein Gefäß abgeschnürt haben und Ihre Zehen blau anlaufen. Führen Sie nun die Kniebeugen durch. Wickeln Sie das Band zügig ab und stellen sich locker auf das Bein, damit das Blut - wie ein Wasserfall - in das Bein und den Fuß zurückfließen kann.
Wiederholungsanzahl:
3 x 15
Aufdehnung Gelenkkapsel
Rollen Sie ein Handtuch sehr fest zusammen und legen es in die Kniekehle des Knie. Halten Sie die Enden des Handtuch gut fest und setzen sich nach hinten langsam in den Fersensitz.
Wiederholungszahl: 3 x 30–60sec halten
ÜBUNG 2
Stellen Sie sich einbeinig, ggf. barfuß auf einen Therapiekreisel (Wobblesmart®). Bauen Sie Körperspannung auf. Das Knie ist gestreckt, jedoch locker und beweglich, spannen Sie das Gesäß und den Bauch an, richten sich über die Wirbelsäule auf, die Schultern sind hinten unten und der Kopf gerade. Halten Sie den Therapiekreisel im Gleichgewicht.
Variieren Sie die Übung, indem Sie immer wieder den Körperschwerpunkt verändern und Sie angehalten sind, den Kreisel neu auszutarieren.
Sie können die Position des freien Beines verändern, z. B. vorne hochziehen, nach hinten/zur Seite wegstrecken, vorne/hinten kreuzen.
Ebenfalls können Sie einen Ball oder schweren Gegenstand um den Körper oder das freie Bein kreisen lassen oder sich einen Ball zuwerfen lassen.
Achten Sie darauf, die Körperspannung, insbes. Gesäß und Bauch stetig aufgebaut zu halten und korrigieren dies, wenn die Spannung nachgelassen hat.
Wiederholungszahl:
3–5 x 2–3 Min./Seite
Kleine Squats mit Miniband
Legen Sie ein Miniband im Bereich der Kniegelenke um die Beine (unterhalb der Knie höherer Anspruch). Stellen Sie sich auf den Wobblesmart®, bauen Sie zunächst Körperspannung auf und rotieren die Knie leicht nach außen, dass das Miniband auf Spannung ist. Führen Sie eine kleine Kniebeuge durch. Das Miniband bleibt hierbei stets auf Spannung und der Therapiekreisel im Gleichgewicht.
Wiederholungsanzahl:
3 x 15
ÜBUNG 3
Setzen Sie sich auf einen Stuhl. Legen Sie ein Miniband (Loop) um Ihre Füße/Knöchel. Fixieren Sie mit einem Fuß das Miniband (Loop). Am zu trainierenden Bein liegt das Band um den Knöchel. Stellen Sie die Füße so weit auseinander, dass ein leichter Zug auf das Band entsteht. Heben Sie den Fuß des zu trainierenden Beines an. Strecken Sie nun das Bein gegen den Widerstand des Bandes. Kehren Sie in die Ausgangsposition zurück ohne den Fuß aufzustellen. Achten Sie darauf, die Wirbelsäule aufgerichtet zu lassen. Kippen Sie das Becken nach vorne.
Wiederholungsanzahl:
3 x 12–15 Wdh. für die betroffene Seite
1–2 x 12–15 Wdh. für die nicht betroffene Seite
Kniestabillität mit Theraband
Führen Sie einen großen Ausfallschritt nach vorne durch. Das Knie ist von einem Theraband umwickelt. Der Zug auf das Knie kann von außen oder innen erfolgen.
a) X-Bein-Stellung - Kräftigung der Abduktoren
b) O-Bein-Stellung - Kräftigung der Adduktoren.
Der Zug auf das Kniegelenk soll deutlich spürbar sein.
Das hintere Knie wird gebeugt, aber nicht auf dem Boden abgesetzt. Die Fußzehen des vorderen Beines sind durchgehend vor dem Knie zu sehen. Führen Sie nun einbeinige Kniebeugen durch ohne den Zug
des Bandes nachzulassen.
Wiederholungsanzahl:
3 x 12–15 je Seite
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Gute Besserung.
QUELLEN
(1) https://http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1.pdf.
(2) Ali Khan MM, Siddiqui AA, Yaqoob U, Yaqub MD, Khan OJ, Ul-Haq F. Post-football Gonathrosis: Injuries and Surgeries are A Risk. Cureus. 2018;10(7):e2953.
(3) Niethard FU, Pfeil J, Biberthaler P. Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie: Georg Thieme Verlag; 2017.
(4) Chakravarty EF, Hubert HB, Lingala VB, Zatarain E, Fries JF. Long distance running and knee osteoarthritis. A prospective study. Am J Prev Med. 2008;35(2):133-8.
(5) Lo GH, Musa SM, Driban JB, Kriska AM, McAlindon TE, Souza RB, et al. Running does not increase symptoms or structural progression in people with knee osteoarthritis: data from the osteoarthritis initiative. Clin Rheumatol. 2018;37(9):2497-504.
(6) Ashford S, Williard J. Osteoarthritis: A review. Nurse Pract. 2014 ;39(5):1-8.
(7) Gröber U. Orthomolekulare medizin. Auflage, WVG, Stuttgart. 2002
(8) Wu J, Lv M, Zhou Y. Efficacy and side effect of curcumin for the treatment of osteoarthritis: A meta-analysis of randomized controlled trials. Pak.J.Pharm.Sci. 2019 Jan;32(1):43-51.